Vorwort

Vorwort

Das Dorf Hoisbüttel bildet seit 1978 zusammen mit Bünningstedt die Gemeinde Ammersbek. Anlässlich des 10 jährigen Gemeindejubiläums er­schien 1988 die „Chronik Ammersbek – Bünningstedt Hoisbüttel“ (1988), in der die Geschichte der beiden Dörfer dargestellt und auch auf die Entwick­lung der Bauernhöfe ab 1950 eingegangen wird.1 Eine Hof­besitzerfolge fin­det sich nur für einen Teil Hoisbüttels.2 Das war für mich (Kl. T.) der Anlass das vorliegende Verzeichnis der Bauernhofbesitzer in Hoisbüttel zu erar­beiten.

Bedingt durch die komplizierte Geschichte Hoisbüttels ist auch deren schriftliche Überlieferung kompliziert.3 Hoisbüttel wird 1262 erstmals er­wähnt. Entscheidend für die weitere Entwick­lung des Dorfes ist die zwi­schen 1370 und 1396 erfolgte Teilung: Hoisbüt­tel hat zwei Grundherren. Aus der einen Dorfhälfte entwickelt sich kurz nach 1600 das Adlige Gut Hoisbüttel, ab 1867 der Gutsbezirk Hoisbüttel. 1890 wird daraus die Landgemeinde Hoisbüttel (Gutsanteil). Die andere Hälfte gelangt 1437 an Hamburg und ist eines der Hamburger Walddörfer. Dieser Hamburger Anteil gelangt 1803 durch Tausch an Hol­stein und gehört ab 1805 zum Amt Tremsbüttel. 1867 wird daraus die Landgemeinde Hoisbüttel (amt­licher Anteil). Erst 1926 schließen sich die beiden Hoisbüttel zu einer Gemeinde zusammen.

Wichtig für die Geschichte der Hoisbüttler Bauernhöfe ist die Entwicklung des Nachbardorfes Lottbek. Schon in der ältesten erhaltenen Lottbek be­treffenden Urkunde aus dem Jahre 1320 ist von wirtschaftlichen Schwie­rigkeiten dieses Dorfes die Rede. Wie Hoisbüttel gelangt Lottbek 1437 an Hamburg. Ab 1536 verzeichnet die Hamburger Kämmerei Ein­nahmen aus den wüsten Lottbek. Dieses Dorf ist also untergegangen und die Bewohner der um­liegenden Dörfer Bergstedt, Volksdorf und Hoisbüttel bewirtschaften des­sen Flur; Hoisbüttler sind die größten Nutznießer.

So haben wir es bei Hoisbüttel bis 1926 mit zwei Gemeinden zu tun, zu der jeweils Flächen des ehemaligen Lottbeks gehören. Es gab jedoch keine klare Grenze. Sowohl im eigent­lichen Dorf als auch in der Feldmark lagen die Grundstücke der beiden Dörfer bunt durcheinander. Die Be­wohner haben sich zumindest die letzten 150 Jahre wohl kaum als An­gehörige zweier Dör­fer verstanden. Dies kann man besonders aufgrund der Vereinsbildung schließen.

Während der Hamburger Anteil vom Waldherren in Wohldorf verwaltet wird (bis 1803) und anschließend vom Amtmann in Tremsbüttel, wohnt der Gutsherr des Adligen Gutes Hoisbüttel ab Ende des 17. Jahrhunderts im Dorf, es sei denn, er lässt sich durch einen Verwalter vertreten. Dem­zufolge finden sich die Quellen im Staatsarchiv Hamburg (StAHamb) und im Lan­desarchiv Schleswig (LAS).4

Ausgangspunkt der vorliegenden Forschung ist das anlässlich der erstma­ligen Ver­messung (Gesamt-) Hoisbüttels 1777 erstellte Vermessungs­register, in dem alle Bauern mit Namen sowie sämtlichen Ackerstreifen und Wiesen aufgeführt sind. Für die Zeit danach schließt sich das bei der Verkopplung 1792 ver­fasste Erdbuch an.5 Während sogenannte Schuld- und Pfandproto­kolle6 für den Gutsanteil ab 1810 vorliegen und auch Hinweise auf frühere Verträge bieten, sind diese für den ehemaligen Hamburger Teil nur teilweise und lückenhaft erhalten. Über die Grund­bücher gelangt man ab 1867 bis zum Ende des gewählten Zeitraumes 1900.

Die Erarbeitung des Zeitraumes vor 1777 ist wesentlich schwieriger, da es ein eigentliches Gutsarchiv des Adligen Gutes Hoisbüttel nicht (mehr) gibt. Der Versuch anhand einer Auswertung der ab 1637 erhaltenen Bergstedter Kirchenbücher – Hoisbüttel gehört bis 1974 zum Kirch­spiel Bergstedt – und dem Erstellen von Stammbäumen7 ist gescheitert, denn es gelang nicht, die Bauernhofbesitzerlinien des Gutsanteils bis zum Ein­setzen der Kirchen­bücher zurück zu verfolgen. Die in der Chronik Am­mersbek für den Ham­burger Anteil 1803 endenden Hofbesitzerfolgen werden aber fortgeschrie­ben.

Während eines Vortrages über meine Forschungen vor der Genealogischen Gesellschaft Hamburg lernte ich Herrn Gustav Kolß kennen. Herr Kolß be­treibt Familienforschung. Er gelangt durch die Auswertung der im Staats­archiv Ham­burg vorhandenen Quellen8 und der Bergstedter Kirchenbücher zu Namenslisten. Diese schließen an die meinigen an und reichen in das 17. Jahr­hundert zurück. Nicht nur die Bewohner des Ham­burger Anteils nutzen die Äcker und Wiesen im ehemaligen Lottbek, sondern auch die des Guts-anteils. Bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts zahlen sie auch dafür an die Hamburger Kämmerei. Deshalb tauchen ihre Namen und ihre Ab­gabenhöhe in den Ham­burger Quellen auf.

So gelingt es in einem langen Diskussionsprozess unsere Ergebnisse zu ordnen und abzustimmen und damit ein gemeinsames Werk zu erarbei­ten, das die Besitzer aller Hoisbüttler Bauernstellen seit 1564 nennt!

Der im Titel genannte Zeitraum 1564 bis 1900 ist nur zum Teil eingehal­ten worden.

Das Jahr 1900 ergibt sich aus dem Ende des Totenbuches. Seit diesem Jahr werden in den Bergstedter Kirchenbücher keine Begräbnisse mehr ver­zeichnet. Außerdem erscheint so ein ausreichender Abstand zur Jetzt­zeit gegeben, um datenrechtliche Bedenken zu zerstreuen.9

Das Jahr 1564 ergibt sich durch den Beginn der namentli­chen Nennung der Zahler für die Lottbeker Flur. Es gibt jedoch zwei ältere Quellen, in denen Namen Hoisbüttler Bauern genannt werden.

Da ist das Visita­tionsbuch der Hamburger Kirchen, das für 1525 die Zehntpflichtigen nennt. Die für den Gutsanteil Genannten können den Hofbesitzerfolgen zuge­ordnet werden, (Siehe B Die Bauernstellen im Gutsanteil 1525 – 1777) die drei Hamburger Zehntpflichtigen (Gotke Krochman, Peter Schillingk und Peter Krochman) jedoch nicht.

Eine weitere Quelle aus dem Jahre 153710 nennt Peter Heyne und Raetke Krochman als säumige Zahler. Eine Zuordnung zu ei­nem der Höfe ist hier nicht möglich.

Zur eindeutigen Kennzeichnung der einzelnen Höfe wird zum einen auf die 1777 anlässlich der Verkopplung verwendeten Bezeichnung mittels Buch­staben zurückgegriffen. Die später entstehenden Bauernstellen sind jedoch mit dem im Dorf üblichen Namen versehen oder es sind der Ört­lichkeit an­haftende Flurnamen verwendet. Dieses für einen Außenste­henden schwer verständliche System ist durch eine durchlaufende Numme­rierung ergänzt, sodass jede Bauernstelle durch einen Buchstaben oder einen Namen und eine Zahl eindeutig gekennzeichnet ist.

Die Arbeit gliedert sich entsprechend der Entwicklung der Stellenzahl in fünf Teile.

Unter „A Die Bauernstellen A/1 – Z/23“ werden die 1777 existierenden Höfe und Katen zusammengefasst. Da die Überlieferung für die Bauern­stellen im Gutsanteil bis 1777 aber lückenhaft ist, folgt für diese mittels zweier Tabellen eine Übersicht: „B Die Bauernstellen im Gutsanteil 1525 – 1777“. Die in zwei Hauptschüben 1787 und 1796 „auf dem Hoisbüttler Felde“, auf ehemaligem Gutsländereinen entstehenden Erbpachtstellen, die somit die Zersiedelung einleiten, sind Gegenstand des Teils „C Die 1783 bis 1797 entstehenden Bauernstellen“.

Die beiden anschließenden Abschnitte beinhalten die später entstehenden Bauernstellen und einige Besonderheiten („D Weitere Bauernstellen“) und die bis 1867 entstehenden Anbauernstellen, bei denen es sich zwar nicht um Bauernstellen handelt, mit denen jedoch alle Grundeigentümer bis 1867, als Schleswig-Holstein preußischen Provinz wird, erfasst sind. Diese Stellen ent­stehen überwiegend im Dorfe und leiten die Entwicklung Hois­büttels weg vom reinen Bauerndorf ein. („E Die Anbauernstellen bis 1867“)

Für die Teile A, C und E wurde ein Plan beigefügt, der die Lage der betref­fenden Bauernstellen zeigt.

Jede dieser Höfegruppen wird mit einem kurzen Text über deren Gemein­samkeiten und Besonderheiten eingeleitet. Eine Geschichte der Höfe ist dies folglich nicht; die bleibt noch zu schreiben. Lediglich über die Hunnau/24 und Rothwegen/29 existiert bereits eine ausführlichere Dar­stellung.11

Von den hier aufgeführten 39 Bauern- und Katenstellen und neun Anbau­ernstellen findet der flüchtige Betrachter kaum noch Spuren im Dorf. Zwar sind da die Felder, die Koppeln, Wiesen und Weiden, die Feldmark, die noch immer an Hoisbüttels Vergangenheit als Bauerndorf erinnert, so wie sie ihre Form durch die Verkopplung Ende des 18. Jahrhunderts er­hielt. Und auch die 1824 einsetzende Bautätigkeit vom reinen Bauerndorf über die Ansied­lung von Handwerkern und Arbeitern hin zur Siedlung in der Metropolregion Hamburg folgt der damals vorgegebenen Land­schaftsform. Heute kann man noch immer Landwirte bei der Arbeit be­obachten, sind es auch nur noch vier, die von ih­rem Hof leben (L/13, O/16, Hunnau/24 und Q/18) oder zu­mindest Teile ihres Ein­kommens damit erwirtschaften (z.B. W/22). Weiter­hin verraten auch die sieben „Strohdach­häuser“ ihre frühere Nutzung als Teil des meist mehrere Ge­bäude umfassenden Bauernhofes oder einer An­bauernstelle, so gibt es noch etliche zumeist um das Jahr 1900 errichtete Gebäude, die mehrfach um­gebaut ihre ursprüngliche Aufgabe nicht ver­raten. Deshalb findet sich zum Schluss eine entsprechende Tabelle mit Hinweisen auf diese noch vorhandenen Bauten.

Ammersbek, im Dezember 2003
Klaus Tim, Gustav Kolß

Fußnoten

  1. „Wo sind sie geblieben? Vom Ver­schwinden der Bauernhöfe in Hoisbüttel“ (S. 242-263)
  2. „Die Hufner und Kätner im Hamburger Teil von 1564 – 1803“ (S. 197-200)
  3. Und auch die Entstehungsgeschichte dieses Verzeichnisses ist verschlungen und kompliziert.
  4. Im Folgenden werden nur die wichtigsten Quellen genannt. Zu den Quellen und deren Signatur siehe das Quellenverzeichnis.
  5. Auch diese Maßnahme erfolgte für das ganze Dorf .
  6. Das sind die Vorläufer der Grundbücher.
  7. Klaus Tim: Stammbäumen Hoisbüttler Familien, 2002; sie umfassen den Zeitraum von 1637 bis 1900
  8. Siehe Quellenverzeichnis
  9. Für die heute noch existierenden Höfe wurde der Zeitraum allerdings überschritten, da mir die Lebenden bei der Erstellung der „Stammbäume Hoisbüttler Familien“ ein solches gestatteten.
  10. Armin Clasen: Altes stormarisches Bauerntum in Registern des 15. und 16. Jahrhunderts, Hamburg 1955
  11. Klaus Tim: Hunnau, Die Anfänge einer Gaststätte zwischen Hoisbüttel und Timmerhorn, Jb Alster 2002, S.75-79
  • Klaus Tim: Rothwegen, Aus den Anfangsjahren einer Bauernstelle in Hoisbüttel, 1998, unveröffentlicht

außerdem
  • - die Stellen Tannenberg/26, Laberg I/33, Anb. 1 und Anb. 3 streifend: Matthias Bremer/Klaus Tim Bremer, Eine Familie in Hoisbüttel, 1999, unveröffentlicht
  • - die Stellen I/9, K/10, Hunnau/24 und Lottbek/36 betreffend: Gemeinde Ammersbek (Hrg.): Vom Ver­schwinden der alten Gasthöfe, Sept. 1993